Arnold Ritter
Arnold Ritter
holzius
Herbert Niederfringer
6.12.2018
Herbert Niederfriniger ist Gründer und Geschäftsführer der holzius GmbH. Aufgewachsen als Bauernkind inmitten der Natur am Vinschger Sonnenberg, verfolgt er mit seinem Unternehmen das Ziel, gesunde Wohn-Lebensräume zu schaffen und Natur und Mensch näher zusammen bringen.
Kurz Infos
Produkt
Leim- und metallfreie Vollholz-Bauelemente, Bau von fertigen Vollholz-Gebäudehüllen sowie schlüsselfertige Vollholz-Gebäude.
Technische Angaben
Leim- und metallfreies Vollholz-Bausystem auf Grundlage von Gratleisten mit Kanten in Schwalbenschwanzform.
Im Interview erzählt er, wie es zur Gründung des Startups kam, wie wichtig die Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert ist und warum die Südtiroler Landesregierung mit ihrem Gesetzesabschluss eine richtige und vor allem wichtige Entscheidung getroffen hat.
Herbert Niederfriniger ist Gründer und Geschäftsführer der holzius GmbH. Aufgewachsen als Bauernkind inmitten der Natur am Vinschger Sonnenberg, verfolgt er mit seinem Unternehmen das Ziel, gesunde Wohn-Lebensräume zu schaffen und Natur und Mensch näher zusammen bringen.)
Herr Niederfringer, der eigene Hausbau ist für viele ein einschneidendes Lebensereignis. Bei Ihnen veränderte es nicht nur Ihr Privatleben, sondern auch Ihre Karriere…
Geboren und aufgewachsen bin ich auf einem Bergbauernhof, als Kind spielte ich im Wald und in der Natur, weshalb der Rohstoff Holz immer schon eine wichtige Rolle in meinem Leben darstellte. Dementsprechend hatte ich schon immer eine genaue Vorstellung wie mein Traumhaus aussehen sollte: Ein Haus gebaut mit Bauelementen durch und durch aus Holz, ohne Nägel, Schrauben, Leim und anderen Behelfsstoffen – ökologisch und leicht in den Stoffkreislauf rückführbar. Mit Mitte 30 machte ich mich dann auf die Suche, jedoch gab es keinen Anbieter, der meinen Anforderungen gerecht wurde. Gemeinsam mit Armin Strickner, einem Kollegen aus der Holztechnikerschule, begann ich an einem ökologischen und baubiologischen Vollholzhaus zu tüfteln, welches anschließend zum Patent angemeldet wurde.
Mit dem Patent kam also erstmals die Idee auch beruflich durchzustarten?
Zu diesem Zeitpunkt war ich hauptberuflich Leiter der Forststation in Prad. Da anfänglich weder Zeit noch Geld von unserer Seite vorhanden war, machten wir uns auf die Suche nach passenden, finanzkräftigen Partnern. Erst nach mehreren erfolglosen Verhandlungen, brachte ein Gespräch mit dem führenden Unternehmen Rubner den gewünschten Erfolg. Das Potential wurde erkannt und Rubner übernahm die Mehrheit von „Soligno“, wie das Startup damals hieß. Klare Bedingung des Deals war, dass Armin und ich nicht nur als Gesellschafter beteiligt sein sollten, sondern das Unternehmen auch operativ leiten sollten. Eine berufliche Veränderung, die ich bis heute nicht bereut habe!
Mittlerweile ist aus „Soligno“ holzius geworden. Von einem kleinen Startup ist längst nicht mehr die Rede. Was hat sich im Laufe der Markenumstellung verändert?
Anlass für die Markenumstellung war ein Markenstreit mit einem deutschen Unternehmen. Mit der Markenumstellung ging auch eine Neuausrichtung des gesamten Unternehmens einher. Dieser Prozess spiegelte sich in einem weiteren Wachstumsschub wider. Da es in der Produktionsstätte in Prad langsam eng wird sehen wir uns nun nach einem größeren Standort im Vinschgau um. Etwa 400 Öko-Häuser hat holzius in den vergangenen zehn Jahren zwischen dem Süden Italiens und dem Norden Deutschlands realisiert. Heute bieten wir unseren Kunden auch die Möglichkeit, die Bauprojekte bis zur fertigen Gebäudehülle auszuführen, anstatt nur die Bauelemente zu liefern. Innovative Aufträge in Großstädten wie Berlin, Karlsruhe oder Stuttgart zeigen, dass die Nachfrage nach Bio auch im städtischen Bereich immer stärker angekommen ist.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt im 21. Jahrhundert allzeit eine wichtige Rolle. Wie geht holzius damit um?
Ganz im Zentrum steht bei uns die CO2 Speicherung durch das von uns im Gebäude verbaute Holz, und damit der Klimaschutz. Im Sinne einer positiven Öko-Bilanz gehört zum Bauen aber auch der Gedanke an eine spätere Entsorgung. Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, denken wir heute schon daran wie es mit den Altlasten aussieht, wenn das Haus einmal abgerissen wird. In unserem Fall ist die Lösung schon beim Bau vorgegeben; denn unbehandelte Vollholzwände ohne Leim und Nägel können leicht wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Wir liefern unsere Holzabfälle an verschiedene Heizwerke und finanzieren damit zu 100 Prozent unseren gesamten Energiebedarf. Das nachhaltige Gesamtkonzept und die Naturverbundenheit färbt auch auf die Mitarbeiter ab. Es ist immer wieder eine Freude zu bemerken, wie gerade junge Leute unsere Firmenphilosophie aufnehmen, transportieren und auch außerhalb unserer Firma leben.
Ein Vollholzhaus verbindet Tradition mit modernem Design. Arbeiten Sie auch des Öfteren mit lokalen Architekten zusammen?
Wir sehen die Architekten generell als unsere Partner am Bau, welche natürlich einen maßgeblichen Einfluss auf die Bauherren haben. Uns ist es wichtig, zusammen mit den Architekten ein möglichst ökologisches und nachhaltiges Gebäude im Sinne der Bauherren zu bauen. Besondere Freude bereitet uns die Zusammenarbeit mit Architekten in Südtirol, die diesbezüglich mit uns auf einer Wellenlänge liegen und den ökologischen Grundgedanken genauso wir verinnerlicht haben. Es kommt aber auch vor, dass Planer ihre Kunden vom ökologischen Vollholzbau abwendig machen. Das ist zwar schade, aber nicht weiter verwunderlich, denn der Holzbau wurde auf vielen Universitäten und Hochschulen viel zu lange stiefmütterlich behandelt.
Im Klimaplan des Landes wurde verabschiedet, dass künftig öffentliche Hochbauten zu 10% in Holzbauweise realisiert werden müssen. Auch für Privatpersonen wird es Förderungen geben. Ein wichtiger Schritt in für den Südtiroler Wohnbau?
Dieser Schritt geht zweifelsohne in die richtige Richtung. Will man den Holzbau fördern, so muss Holz in der Öffentlichkeit viel mehr Sichtbarkeit erhalten, unter anderem beim Bau von öffentlichen Gebäuden. Hier hat die öffentliche Verwaltung eine Vorbildfunktion. Südtirol hinkt da im Vergleich zu Österreich, der Schweiz oder auch Deutschland aber immer noch weit hinterher. Baden Württemberg z.B. hat sogar einen 13-Punkteplan erarbeitet und ein gewaltiges Budget vorgesehen, um den Holzbau zu fördern. Eine der Begründungen für diesen Schritt ist, dass Holz aufgrund seiner CO2 Speicherfunktion einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Ein Vorteil ist im verwendeten Material selbst zu suchen: Holz wächst ohne unser Zutun laufend nach, ohne dass wir Energie dafür bereitstellen müssen.
"Wir wollen gesunde Wohn-Lebensräume schaffen und intakte Lebensräume erhalten, und dadurch Natur und Mensch wieder näher zusammen bringen."
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