Der Waldbestand
Südtirol ist ein waldreiches Land. Das Gelände beeinflusst die Tätigkeiten, das Leben, die Wirtschaft und das Freizeitverhalten. Dabei spielen die Waldbestände eine ausschlaggebende Rolle. 50 Prozent der Landesfläche ist mit Wald bedeckt, was nicht nur die Landschaft, sondern auch die Morphologie prägt. Mit der Umwandlung der bäuerlichen Gesellschaft in eine Produktions- und Dienstleistungsgesellschaft weichen vor allem die Weideflächen zunehmend Sträuchern und Bäumen. In den letzten Jahrzehnten wuchs die erfasste Waldfläche um 30.000 ha!
Paul Gilmore
Forstplanung und Waldbewirtschaftung
Das Personal der Landesforstbehörde spielt eine effiziente und ausschlaggebende Rolle bei der Bewirtschaftung der Berggebiete im Land. Durch die Umsetzung der im Forstgesetz des Landes Südtirol (LG 21/1996) enthaltenen Maßnahmen können die Forderungen der Waldbesitzer mit den Ansprüchen der Allgemeinheit in Einklang gebracht werden. Bei den Forstflächen in Südtirol handelt es sich vorwiegend um kleine Bewirtschaftungseinheiten.
Schutzwaldfunktion
Gerade in einem Berggebiet wie Südtirol ist die Aufrechterhaltung der Schutzfunktion der Wälder Grundvoraussetzung für jedes menschliche Handeln. Betrachtet man die Funktion des Waldes bei Steinschlag, Lawinen und Hochwasserereignissen, so sind 58 Prozent der Südtiroler Waldfläche (rund 195.000 ha) als Wald mit direkter Schutzfunktion (Standortsschutzwald) einzustufen. Beschränkt man die Schutzwirkung des Waldes auf jene Waldbestände, die Siedlungen, Verkehrswege und sonstige Infrastrukturen direkt vor den Naturgefahren wie Steinschlag, Lawinen oder Murgang schützen, sind 24 Prozent der Südtiroler Waldfläche als Objektschutzwald einzustufen (Agrar- und Forstbericht 2013). Der eingeschlagene Weg erweist sich als richtig, um die künftige Bewirtschaftung in allen ökologisch und wirtschaftlich nutzbaren Waldbeständen des Landes zu garantieren! Erhebungen in Osttirol sowie Berechnungen des Landespersonals zeigen auf, dass die Waldbewirtschaftung auch für kleine Eigentümer rentabel ist. Alle im Laufe der Zeit regelmäßig durchgeführten Pflegetätigkeiten sowie Endnutzungen stellen für die Besitzer von Waldflächen Nebeneinkünfte dar. Die jährlich geerntete Holzmenge entspricht 50 Prozent des jährlichen Zuwachses der Südtiroler Wälder und garantiert somit die Nachhaltigkeit der Tätigkeiten. Die Wälder haben auch in Hinblick auf Steigerung der Erntemenge hohes Potenzial. Es gilt, die Maßnahmen zu optimieren, um die vor Ort verarbeitete Rohstoffmenge zu erhöhen (Steigerung des regionalen Mehrwertes) und allen Beteiligten ein Einkommen zu sichern!
Eberhard Großgasteiger
Simon Stankowski
Altersstruktur der Wälder
Für die korrekte und kontinuierliche Bewirtschaftung der Bestände muss je Flächeneinheit etwa die gleiche Anzahl an Bäumen in unterschiedlichen Altersklassen vorhanden sein. In Südtirol ist eine Erhöhung des Durchschnittsalters der Bestände festzustellen. Aufgrund des fehlenden wirtschaftlichen Interesses an der Waldbewirtschaftung vor einigen Jahrzehnten weisen nun zahlreiche Wälder Pflegerückstände auf. Dies ist auch auf die langen Umtriebszeiten der Waldbewirtschaftung zurückzuführen (ein reifer Baum ist mindestens 100 bis 150 Jahre alt). Ziel des Landesforstkorps ist es, für möglichst ausgewogene Wälder zu sorgen und planmäßige Tätigkeiten wie Pflegemaßnahmen und Nutzungseingriffe regelmäßig durchzuführen. Die aktuelle Organisation der Waldbewirtschaftung bei der Landesforstdomäne ist ein Vorzeigebeispiel, das anderen Eigentümern das Potenzial der Bewirtschaftung von Wäldern vor Augen führt. Diese Struktur, die in den vergangenen Jahren optimiert wurde, dient als Modell für die Zukunft.
PEFC und Green Public Procurement
PEFC ist das weltweit am weitesten verbreitete System zur Waldzertifizierung und wurde 1998 ins Leben gerufen. Zwei Drittel des weltweit zertifizierten Forstbestandes (zirka 200 Mio. ha) folgen dem PEFC-Schema (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes). Die Zertifizierung ist eine Bestätigung, dass ein Wald gemäß den Kriterien der Nachhaltigkeit bewirtschaftet wird, mit dem Ziel, die natürlichen Ressourcen zu schützen, zu erhalten und zu verbessern. Dabei gilt das nunmehr seit Jahrhunderten gepflegte Prinzip der Nachhaltigkeit. Dieses verpflichtet dazu, die Wälder zu bewirtschaften und in einem noch besseren Zustand an die künftigen Generationen weiterzugeben. Die Autonome Provinz Bozen fördert zudem das Green Public Procurement. Dabei handelt es sich um eine Verpflichtung der öffentlichen Verwaltung, bei öffentlichen Ausschreibungen Unternehmen zu bevorzugen, deren Produkte aus zertifizierter nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen